Im September wurde die größte illegale Streaming-Plattform für Sport, Streameast, abgeschaltet. Millionen Menschen verfolgten dort Fußball, Boxen oder Formel 1 – gratis, anonym, mit einem Klick. Jetzt ist sie weg. Zumindest für den Moment.

Und während Fans in Foren trauern oder nach Alternativen suchen, diskutiert die Branche, wie es weitergeht. Auch Wettanbieter beobachten die Entwicklung genau – ein führender Wettanbieter in Österreich sprach bereits davon, dass legales Streaming künftig stärker mit dem Live-Wetten verschmelzen könnte.
Eine Marke wie ein Phantom
Die Ermittlungen begannen Ende 2023. Streameast war kein einzelnes Portal, sondern ein ganzes Netzwerk aus über 120 Domains. Jeden Monat zählte man rund 136 Millionen Nutzer weltweit. Die Spuren führten von den USA nach Großbritannien, Kanada – und schließlich nach Ägypten. Dort entdeckten Fahnder Server, Kryptowallets und ein Firmengeflecht aus Briefkastenfirmen.
Am 24. August 2025 stürmten 22 Polizisten zwei Wohnungen in El Sheikh Zayed bei Kairo. Zwei Männer wurden festgenommen. Gefunden wurden drei Laptops, vier Smartphones, zehn Kreditkarten und fast 95 000 Pfund Bargeld. Dazu Unterlagen über Immobilien- und Goldgeschäfte – ein kleiner Einblick in die Dimension des Geschäfts.
Geldspuren und Kopien
Die Ermittler fanden Kryptowallets mit etwa 200 000 Dollar und Werbeeinnahmen in Höhe von 7,6 Millionen Pfund. Ein Großteil kam aus sogenanntem Malvertising – Pop-ups, die Nutzer auf zweifelhafte Seiten locken oder Schadsoftware installieren.
„Wir haben die Seite vom Netz genommen, aber das Problem bleibt“, sagt Larissa Knapp von der Motion Picture Association. Sie vergleicht Streameast mit einer Marke wie Kleenex: Der Name bleibt, auch wenn das Original verschwindet. Kaum ist ein Portal geschlossen, entstehen fünf neue, oft mit demselben Logo und Design.
Warum Menschen trotzdem streamen
Viele greifen zu illegalen Streams aus einfachen Gründen:

- Kosten: Legale Abos sind teuer, vor allem wenn man mehrere Ligen sehen will.
- Komfort: Ein Klick auf einen Link ist schneller als fünf Log-ins auf offiziellen Plattformen.
- Verfügbarkeit: Nicht jedes Spiel ist überall legal zu sehen.
- Neugier: Manche probieren es einfach aus – „nur dieses eine Mal“.
Für viele ist es keine bewusste Entscheidung gegen das Gesetz, sondern eine Gewohnheit. In einem Reddit-Thread schrieb ein Nutzer: „Ich wollte nur das Spiel sehen, nicht klauen.“ Andere antworteten zynisch, dass der nächste Link ohnehin schon online sei.
Folgen für den Sport
Für Ligen wie die Premier League oder die UEFA-Wettbewerbe geht es nicht nur um Geld, sondern auch um Kontrolle. Jede Minute illegaler Streams bedeutet eine fehlende Einschaltquote, weniger Sponsoren und damit geringere Einnahmen. Die Anti-Piraterie-Gruppe ACE will sich künftig auf die „schlimmsten Netzwerke“ konzentrieren – jene, die nicht nur Streams verbreiten, sondern auch Geldwäsche und Steuerbetrug betreiben.
In Wahrheit ist es ein Katz-und-Maus-Spiel. Jede abgeschaltete Domain erzeugt Kopien, jede Razzia verschiebt das Problem an einen anderen Ort. Doch die Ermittler lernen dazu: Kryptowährungen sind heute besser nachvollziehbar, internationale Kooperationen funktionieren schneller.

Ein kurzer Moment der Ruhe
Für die Behörden ist der Fall Streameast ein Erfolg, aber kein Ende. Für Nutzer – eine Erinnerung, dass Bequemlichkeit oft einen Preis hat. Und für die Sportwelt ein Signal, dass digitale Märkte längst so komplex geworden sind wie der Sport selbst.
Wer Sport liebt, hat heute die Wahl: zwischen schnellem, grauem Streaming oder sicheren, lizenzierten Plattformen. Die zweite Option mag weniger aufregend wirken – aber sie bleibt die, die morgen noch existiert.